Das Taxischild als markantes Zeichen.

Taxigeschichten

Da ich seit über 25 Jahren Taxi fahre, habe ich so manche Fahrt gemacht und auch so einiges erlebt. Hier erscheinen regelmäßig Geschichten, die einen kleinen Einblick in die Arbeit einer Taxifahrerin zeigen. Außergewöhnliche Geschichten, sehr emotionale Erlebnisse, aber auch der ganz alltägliche Wahnsinn. Wenn eine neue Geschichte erscheint poste ich dies auf Facebook und Instagram. Aus Datenschutzgründen verzichte ich bewusst auf Namen und teilweise auf genauere Ortsbeschreibungen, wenn diese bestimmten Personen zuordenbar wären.

 

Taxi nach Leipzig 1998

Ich stehe am Kaufhof und warte auf Kundschaft als ein Mann einsteigt. Er wolle nach Leipzig. Okay denke ich, er will zum Bahnhof. Nein, er möchte mit dem Taxi nach Leipzig. Auf dem Weg erfahre ich dann seine Geschichte. Er ist Albaner, sein Neffe ist aus dem Kosovo geflüchtet und mit LKW-Fahrern bis nach “irgendwo in der Nähe von Leipzig” gefahren. Das ganze hieße "Dreisen Viodras" und auf den Schildern würde Leipzig stehen. Nach anfänglichem Unwohlsein meinerseits, die ganze Sache ist mir etwas suspekt, überlegen wir, wo und was das sein kann. Mir fällt dann irgendwann ein, dass eigentlich nur Dresden Wilsdruff und die dortige Autobahnraststätte in Frage kommt. Dort bin ich vor einiger Zeit privat gewesen. Also rufe ich die Auskunft an und lasse mir die Nummer geben. Der Fahrgast hält mich solange mit Brötchen und Kaffee bei Kräften. Tatsächlich ist auf der Raststätte in Richtung Leipzig ein junger Mann, der sich immer wieder ein paar Mark zusammengebettelt hat. Damit hat er dann angerufen und seinem Onkel gesagt wo er ist. Wir finden ihn nach einiger Zeit und nehmen ihn mit zurück nach Heilbronn.

 

Taxifahrt mit Hindernis 2004

Morgens bekomme ich einen Anruf, ob ich Medikamente nach Magdeburg bringen kann. Also fahre ich zusammen mit meinem Lebensgefährten nach Magdeburg und liefere die Medizin in der dortigen Uniklinik ab. Auf dem Rückweg, kurz nach Nürnberg, liegt plötzlich eine Couch auf der spiegelglatten Autobahn. Die Couch ist kurz zuvor von einem Anhänger gefallen. Leider sehe ich sie zu spät und bleibe mit dem Stoßfänger daran hängen. Auf dem nächsten Parkplatz wollen wir den Schaden begutachten und sehen gleich, dass wir nicht die einzigen sind. Es stehen schon mehrere beschädigte Autos da. Ich verständige sofort den Notruf und teile mit, dass eine Couch auf der Fahrbahn liegt. Der Polizist fragt, ob noch jemand drauf sitzt :-) . Wir finden dann auch den Besitzer der Couch und tauschen unsere Daten aus. Dank meinem Notruf kommt einige Minuten später eine Verkehrsmeldung im Radio. Der Schaden am Fahrzeug beläuft sich auf 700 €, aber Gott sei Dank wurde niemand verletzt.

 

Weihnachtsfahrt nach Kassel 2008

Mein Lebensgefährte und seine Kinder sind zum Weihnachtsessen da, als das Telefon klingelt – Notdienst. Ich soll Medikamente nach Kassel bringen. Der Vater eines kranken Kindes kommt mir von der Nordsee aus entgegen und wir treffen uns auf halber Strecke an der Raststätte in Kassel. Also fahren wir zu viert nach Kassel, der Nachtisch steht noch auf dem Tisch. Gegen 17 Uhr sind wir dort und geben unser Päckchen ab. Als Belohnung gibt es noch ein McDonalds Menü und dann fahren wir wieder heim.

 

Taxi als Lebensretter 2010

Ich fahre nachmittags um 14 Uhr nach Greifswald um Medikamente in die dortige Klinik zu bringen. Inzwischen habe ich ein Erdgas Auto und bin froh, dass es eine kleine Zusatzdatei für mein Navi gibt, dort sind alle Erdgas Tankstellen gelistet und ich komme nach 9 Stunden bei der Klinik an. Alle sind froh, denn das Baby braucht die Medizin –  dringend.
Eine Woche später, es ist Samstag und ich will mit meiner Mutter in einem Restaurant noch etwas essen. Alkohol trinke ich sowieso nicht, also gibt es für mich nur Apfelsaftschorle. Das ist auch gut so wie sich später herausstellt. Wir haben gerade das Essen auf dem Tisch, als das Telefon klingelt und ich wieder mal einen Notdienst habe. Es geht wieder um das Kind, dem ich Medizin nach Greifswald gebracht habe. Ich soll noch heute Abend nach Bremen fahren, den Professor aus der Oper holen, mit ihm ins Krankenhaus in Bremen fahren, dort Medizin holen, die ich dann nach Rostock in die Uniklinik bringen soll. Vorher muss aber auch noch der Professor zurück in die Oper. Ich fahre also los, immer nach den Anweisungen des Navis. Um 21 Uhr bin ich in Bremen, ich bekomme die Medizin in gekühlten Beuteln mit und fahre weiter nach Rostock. Morgens um 3 Uhr bin ich in Rostock. Ich übergebe die Medikamente und darf das arme kranke Frühchen auch kurz sehen. Es ist sehr winzig und sehr krank. Ich fahre zu einem Hotel und übernachte dort, allerdings bin ich so überdreht, dass ich kaum schlafen kann. Auf dem Rückweg besuche ich einen Freund in Berlin und genehmige mir zwei freie Tage in der Hauptstadt. Später erfahre ich, dass das Kind überlebt hat, auch dank meiner Express-Fahrt. Die Firma schenkt mir einen riesigen Blumenstrauß auf der Weihnachtsfeier, zu der ich eingeladen werde.

 

Trinkgeld für einen guten Zweck 2013

Ich überlege mir schon einige Zeit, eine Patenschaft für ein Kind zu übernehmen. Es soll ein Mädchen sein und es soll aus Nepal kommen. Bei der Organisation Sherpa Fonds in München werde ich fündig. Ich übernehme die Patenschaft für ein 1o-jähriges Mädchen, das mit seiner Mutter in Kathmandu lebt. Mein Trinkgeld wird in Zukunft die Schulausbildung und die Internatskosten dieses Mädchens bezahlen. In diesem Jahr werden auch die Weihnachtseinnahmen an den Sherpa Fonds gehen. Des Weiteren geht ab sofort ein Teil meines Trinkgeldes an Tabaluga und Ärzte ohne Grenzen.

 

Folgen sie dem Fahrzeug! 2014

Eine Dame steigt ein und möchte, dass ich mit meinem Taxi ein Fahrzeug verfolge. In diesem Fahrzeug sitzt ihr Mann und er ist nicht alleine. Am Ziel ihrer Fahrt steigen der Mann und seine Begleiterin aus und gehen in ein Haus. Die Dame zahlt und steigt ebenfalls aus. In der Haut des Mannes möchte ich jetzt nicht stecken.

 

Wieder ein untreuer Ehemann 2015

Ein paar Wochen später bekomme ich abends von der Taxizentrale eine Funkfahrt. Zwei Damen steigen ein, dem Anschein nach Mutter und Tochter. Sie wollen in ein Industriegebiet in Heilbronn und sind sehr aufgeregt. Während der Fahrt im Taxi erzählen sie mir, dass der Ehemann der älteren Dame auf Abwegen sei. Er würde abends zu einer Frau gehen, die dort in einer Firma putzt. Sie wollen nun das Auto “entführen”, so dass er anrufen und sich abholen lassen muss oder zumindest zugeben, dass er dort eine Freundin hat. So der Plan der beiden Damen. Als wir mit dem Taxi dort ankommen, ist vom Auto des Mannes nichts zu sehen, also marschiere ich in den Betriebshof und dort steht das beschriebene Fahrzeug. Man sieht die beiden auch durch ein Fenster, sie fühlen sich wohl sehr sicher. Die Damen steigen aus und fahren das Auto mit dem Zweitschlüssel nach Hause. Auch diesmal möchte ich nicht in der Haut des Mannes stecken.

 

Eine Taxifahrerin in der Pandemie 2020

Corona ist ausgebrochen und entwickelt sich zu einer Pandemie. Unser Geschäft hat sehr stark nachgelassen, da alles geschlossen ist und ein Lockdown gilt. Ich bin sehr oft zuhause. Meine Nichte arbeitet im Krankenhaus in Weinsberg und beklagt sich, dass sie keine Schutzmasken bekommen. Ich beginne meine alten Patchworkstoffe zu Masken zu verarbeiten. Meine Nichte fragt ob ich auch für das Krankenhaus Mundschutz nähen könnte. Das Krankenhaus stellt das Material. Also setze ich mich nachts an die Nähmaschine und nähe fast 400 Mund-Nasenabdeckungen fürs Krankenhaus. Im Internet bestelle ich für mein Taxi eine Plexiglastrennscheibe zum Schutz der Fahrgäste während der Pandemie und baue sie ein.

 

Taubentaxi 2020

Im Internet wird ein ehrenamtlicher Fahrer für eine behinderte Lachtaube gesucht. Sie soll mit einer Fahrerkette von Stuttgart nach Wien gebracht werden, wo sie dann ein neues Zuhause findet. Eine Frau in Heilbronn wird die Taube mit nach Wien nehmen, da sie am nächsten Tag dorthin in den Urlaub fährt. Ich biete meine Dienste an und fahre nach Stuttgart, hole das Täubchen ab und bringe es zu seinem "Taxi nach Wien".

 

Räuberpistole in Murrhardt 2020

Teil 1

Es ist immer noch Corona-Lockdown und die Aufträge lassen sehr lange auf sich warten. Nach zwei Stunden Wartezeit steigt am Wollhaus ein junges Mädchen ein. Das Fahrziel ist Murrhardt und ich denke "Jackpot", das sind mindestens 80 Euro und der Tag ist gerettet. Wir fahren Richtung Weinsberg und im Tunnel fragt sie mich, ob ich in Murrhardt auf sie warten könne, damit sie mit mir auch zurückfahren kann. Sie müsse nur etwas bei ihrer Tante, für ihre Oma abholen und dann zurückfahren. In meinem Kopf schrillen alle Alarmglocken. Vor einiger Zeit hatten wir bei einer Versammlung der Taxizentrale eine Polizistin zu Besuch, die uns über den Enkeltrick informiert hat. Genauso ist der Ablauf jetzt. Sie fragt immer wieder wie lange wir noch fahren, setzt trotz Trennscheibe die Maske nicht ab, schreibt immer wieder SMS und sie hat nicht nach dem Preis gefragt. Ich bin mir sicher, es mit einer Betrügerin zu tun zu haben. Daher versuche ich sie in ein Gespräch zu verwickeln und merke, dass sie noch nie in dieser Gegend war. Ich lege mir zurecht, was ich nach ihrem aussteigen zur Polizei sage, damit es schnell geht, denn sie wird mit Sicherheit nicht lange brauchen. Als sie auf einem Parkplatz aussteigt, wähle ich den Notruf und sehe aus dem Augenwinkel noch, dass sie erstmal in die falsche Richtung läuft und außerdem auf einmal Einweghandschuhe trägt. Der Polizist glaubt mir zuerst nicht, als ich ihm die Geschichte erzähle, sagt aber seiner Kollegin, sie solle doch mal schauen ob eine alleinstehende Person in der Nähe meines Standortes wohnt. Wir machen aus, falls sich mein Verdacht bestätigt, soll ich mit ihr nach Heilbronn zurückfahren und werde dann unterwegs von der Polizei angehalten, für eine vorgetäuschte Verkehrskontrolle. Gespannt warte ich auf die Rückkehr des Mädchens. Nach 20 Minuten ist sie immer noch nicht da. Inzwischen ruft die Polizei zurück und möchte eine genaue Personenbeschreibung. Die Schwiegertochter hat in letzter Minute den Betrug verhindert und die Täterin ist auf der Flucht. Ich fahre los und helfe der Polizei bei der Suche. Dank meiner genauen Beschreibung finden sie das Mädchen sehr schnell. Als ich dazu komme, schimpft sie, was ich ihr unterstellen würde. Ich sage, ich unterstelle nichts, aber ist sitze seit fast einer halben Stunde auf dem Parkplatz und warte auf mein Geld. Woraufhin sie mir mein Geld gibt. Sie habe kein Handy, sagt sie der Polizei und sie habe auch mit niemandem unterwegs Kontakt aufgenommen. Allerdings hat sie einen Akku in der Hosentasche, das Handy hat sie wahrscheinlich weggeworfen. Ich hinterlasse meine Daten und kann heimfahren. Allerdings ruft in Sulzfeld die Kripo an, ich solle zurückkommen und meine Aussage zu Protokoll geben. Bis 23 Uhr bin ich im Revier, dann kann ich heim.

Teil 2

Vor lauter Aufregung habe ich keine so tolle Nacht. Gegen Mittag ruft mich der Beamte von der Kripo an und lobt meinen Einsatz und meine gute Reaktion. Er sagt, dass er mich  für den Zivilcouragepreis vorschlagen werde. Ich bin sehr stolz, denn ich habe verhindert, dass eine alte Frau um 9000 Euro gebracht wurde.
Im Dezember ist die Gerichtsverhandlung in Waiblingen. Mein Mann und ich fahren mit der Bahn hin. Nachdem der Zug auf freier Strecke hält, wegen Personen auf den Gleisen und dann rückwärts zurück nach Bietigheim fährt, steigen wir dort angekommen ins nächste Taxi und fahren so die letzten Kilometer nach Waiblingen. Unterwegs rufe ich im Gericht an, dass wir uns verspäten. Ich muss auf jeden Fall erscheinen, denn ich bin der Hauptzeuge. Die Kosten für die Taxifahrt bekomme ich erstattet. Der Betrag ist derselbe, den die Täterin für ihre Fahrt mit mir bezahlen musste. Ironie des Schicksals.
Als wir vor dem Gerichtssaal warten, kommt die Schwiegertochter der alten Frau heraus und ich stelle mich kurz vor. Dann muss ich aussagen. Ich erzähle, wie das alles abgelaufen ist. Die Täterin bekommt eine Strafe von einem Jahr und drei Monaten, die aber zur Bewährung ausgesetzt wird. Im Laufe der Verhandlung wird immer deutlicher, dass das junge Mädchen nicht nur Täterin, sondern auch selbst Opfer ist. Es wurde Druck auf sie ausgeübt, dem sie als junges Mädchen nicht entgegentreten konnte. Die fünf Monate Untersuchungshaft, die ihr angerechnet werden, haben sie geprägt und sie versichert glaubhaft, wie sehr sie alles bereut.  
Wir fahren wieder heim und endlich ist dieses Kapitel erledigt, denn ganz wohl war mir nie dabei, dass ich vor Gericht aussagen musste.
Im Juli 2021 kommt dann ein Brief von der Heilbronner Stimme, in dem mir mitgeteilt wird, dass ich ein Preisträger für den Zivilcouragepreis bin und zur Preisverleihung in den Deutschhof in Heilbronn kommen soll. Mein Mann und meine Mutter gehen mit mir zur Verleihung. Als mein Fall an der Reihe ist, muss ich auf die Bühne und die Geschichte nochmal erzählen. Dann bekomme ich meinen Preis, eine Urkunde und 150 Euro. Einige der anwesenden Preisträger spenden Ihren Preis spontan für die Flutopfer. Ich habe nichts mehr übrig zum spenden, da ich den Preis noch bevor ich ihn hatte, einer jungen Dame geschenkt habe, die von einem falschen Bankangestellten um 2000 Euro gebracht wurde. Sie tat mir so leid, dass ich ihr spontan Geld geschickt habe, damit sie sich ihr Fahrrad kaufen konnte, auf das sie gespart hatte. Es war ein schöner Abend bei der Preisverleihung und ein bisschen Stolz bin ich auf mich.

Preisverleihung

Preisverleihung durch Bürgermeisterin
Agnes Christner.

Urkunde Zivilcouragepreis

Die Urkunde des Zivilcouragepreises.

 

Taubentaxi die Zweite 2021

Ich fahre sonntags einmal im Monat mit dem Taxi behinderte Kinder von zuhause zu einem Behindertenwohnheim. Während einer dieser Fahrten kommt eine Anfrage, ob jemand ein verletztes Täubchen in einer Tierarztpraxis abholen und zu einer Pflegestelle bringen kann. Es ist schon spät und es sind vom Behindertenwohnheim zur Tierarztpraxis noch 120 km zu fahren, aber ich melde mich sofort. In einem Karton sitzt ein verletztes Stadttäubchen mit einem gebrochenen Flügel. Die Praxis, die sie erstversorgt hat, gibt mir noch Medizin mit und dann fahren wir zum Treffpunkt mit der Dame von der Pflegestelle. An der Autobahnausfahrt treffen wir uns und die Taube tauscht das Fahrzeug. Sie darf nun in einer Pflegestelle gesund werden und falls sie dann nicht mehr fliegen kann, kann sie dort auch bleiben.

Verletzte Taube im Taxi

Die verletzte Taube im Taxi.

 

Katzentaxi 2021

Seit ein paar Wochen bin ich Mitglied in einer Gruppe, die Chips bei Tieren auslesen kann. Ich habe mir ein Gerät bestellt und führe es im Taxi mit. Außerdem fahren wir Tiere, die verletzt sind oder irgendwo hilflos aufgefunden werden ins Tierheim oder zu einer Pflegestelle. Also werde ich zum Tier-Taxi.
Eines morgens kommt dann in der Notfallgruppe eine Anfrage ob jemand zwei sehr kleine Kätzchen in einer Lebendfalle abholen und zum Tierheim bringen kann. Sie wurden in einer Recyclingfirma eingefangen und da es sehr kalt ist, eilt es etwas. Ich melde mich, hole die kleinen Kätzchen mit dem Taxi ab und bringe sie ins Tierheim.  

Katzentransport

Die eingefangenen Katzen bereit zum Transport.

Katzen im Taxi

Die Katzen fahren jetzt mit dem Taxi ins Tierheim.

 

Kontakt

Mobil: 0171 - 83 106 72
Telefon: 07131 - 67 92 69

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